Als Vesper (von lat. „ad vesperas/vesperam“ – „zum Abend“) versteht man das christliche liturgische Abendgebet, dessen Form bzw. Ritus sich von der Spätantike bis zum Mittelalter allmählich herausbildete. Als ein zentraler Teil des sog. Stundengebets (Officium/Horae, darunter „hora incensi“: Stunde des Abbrennens von Weihrauch) wurde die Vesper von Mönchs- und Nonnenkonventen, dazu Stifts- und Kathedralkapiteln jahrhundertelang täglich gesungen. Heutzutage ist sie, wenngleich selten, außerhalb von Klöstern auch als Gemeindegottesdienst anzutreffen. Offiziell in katholischer, lutherischer und anglikanischer („Evensong“) Tradition gleichermaßen erhalten, eignet sich die Praxis des Vespersingens in besonderer Weise für ökumenische Bestrebungen. Nicht zuletzt auch aus diesem Grund stellen wir der ursprünglichen, lateinischen Gregorianik teils deren reformationsbedingte deutsche Weiterführungen zur Seite.
Für weitere Informationen sei an dieser Stelle auf das Evangelische Gesangbuch, S. 1234, und das Gotteslob, Nr. 613, verwiesen.
Unsere Vespern orientieren sich an der traditionellen Struktur, gehen aber manchmal noch darüber hinaus, und zwar in zweierlei Weise:
Zum einen integrieren wir an passenden Stellen auch solchen gregorianischen Choral, der eigentlich zur Messliturgie gehört, heutzutage jedoch in Gottesdiensten kaum mehr vorkommt (z.B. Festtags-Introiten). Zum anderen bereichern wir die Gregorianik um „Altes Geistliches Lied“ (AGL), Volksgesänge also, wie sie seit dem Mittelalter, insbesondere dann aber im Zuge der Reformation Gestalt annahmen. Verdeutlichen wollen wir außerdem, dass und wie diese Lieder häufig direkte musikalische Bezüge zu altkirchlich-gregorianischen Vorbildern aufweisen.