Über die Schola Augiensis München

Die SCHOLA AUGIENSIS MÜNCHEN (Leitung: Karl-Ludwig Nies) formierte sich zu Pfingsten 2014 als Frauenschola, um sich vorwiegend mit sogenannten gregorianischen Gesängen zu befassen – einem altkirchlich-abendländischen Kulturgut also, das während seiner mittelalterlichen Blütezeit in erster Linie Mönchen wie auch Nonnen anvertraut war. In Erweiterung des Frauenklang-Konzeptes werden mittlerweile je nach Anlass/Programm auch Männerstimmen hinzugezogen.

Der Begriff „Augiensis“ spielt an auf die von Karl-Ludwig Nies bereits 1982 gegründete und dann ein Vierteljahrhundert lang geleitete Schola Cantorum Reichenau, die auf der berühmten Klosterinsel Reichenau/Bodensee (lat. „Augia divis“; UNESCO-Welterbe) vielbeachtete Zeichen der Wiederbelebung mittelalterlich-benediktinischen Gesangsgutes – am authentischen Ort – setzen konnte mit Gottesdiensten (Messe, Officium), Konzerten, CD-Einspielungen und Rundfunksendungen bis hin zu einem Dokumentar-Fernsehfilm.

Die Schola Augiensis München steht nun in direkter und legitimer Nachfolge dieser Schola Cantorum Reichenau, deren über semiologisches Wissen (St. Gallener Neumen) weit hinausgehende spezifische Herangehensweise an Gregorianik in all ihrer Formenvielfalt sie fort- und weiterführt, sowohl liturgisch als auch konzertant.

Die Schola Augiensis verfolgt eine klare Zielsetzung: Zum einen haben wir den Wunsch, historische, insbesondere mittelalterliche Kirchengebäude mit jener Musik (wieder) zum Klingen zu bringen, die demselben Zeitgeist entspringt wie die Architektur. Insofern stellt die Verbindung von romanischer Baukunst und gregorianischem Choralgesang für uns eine idealtypische Einheit dar.

Zum anderen beschränkt sich unser grundsätzliches Anliegen, musikalisches Kulturgut lebendig zu erhalten, nicht nur auf Gregorianischen Choral [vgl. hierzu Liturgiekonstitution des II. Vat. Konzils: Art. 36, 54 u. 116], sondern umfasst gezielt auch „Altes Geistliches Lied“ (AGL). Denn nicht nur die mittelalterlichen lateinischen Gesänge, sondern – schlimmer noch – auch alte, musikalisch wertvolle deutsche Kirchenlieder verschwinden immer mehr aus der Gottesdienstpraxis und folglich aus dem Bewusstsein. Im eigentlichen, ursprünglichen Sinne des griechischen Begriffs βιότοπος („Biotop“) versucht die Schola Augiensis so insgesamt ein Refugium zu schaffen für musikalisches Kulturerbe, das verloren zu gehen droht.